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Mit vereinten Kräften gegen Krebs

02.02.2023 / Sechs Standorte kooperieren jetzt im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum. In Berlin ist ein zentraler Partner die Charité – Universitätsmedizin Berlin in enger Zusammenarbeit dem Berlin Institute of Health in der Charité und dem Max Delbrück Center.

Copyright: NCT Marius Stark
Copyright: NCT Marius Stark

Das NCT ist eine langfristig angelegte Kooperation zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und exzellenten Partnern in der Universitätsmedizin sowie weiteren herausragenden Forschungseinrichtungen an verschiedenen Standorten in Deutschland. Seit 2019 unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit der Nationalen Dekade gegen Krebs das Ziel, Ergebnisse aus der Krebsforschung schneller für Erkrankte zugänglich zu machen. Jetzt hat das Ministerium die Erweiterung des NCT um vier neue Standorte bestätigt, somit umfasst das translationale Konsortium nun sechs Standorte bundesweit.

Im NCT arbeiten Ärzt*innen eng mit Forschenden zusammen, um Patient*innen eine auf die eigene Erkrankung zugeschnittene Krebstherapie zu ermöglichen. Mit der weiteren Förderung können die neuen Standorte weiter ausgebaut werden. Neben Berlin gingen die Standorte Köln/Essen, Tübingen/Ulm/Stuttgart und Würzburg/Erlangen/Regensburg erfolgreich aus dem kompetitiven Bewerbungsverfahren hervor. Diese vier neuen NCT-Standorte sollen zukünftig noch mehr onkologischen Patient*innen frühzeitig Zugang zu Innovationen der personalisierten Medizin ermöglichen.

Drei leistungsfähige Kooperationspartner haben den NCT-Standort Berlin entwickelt: die Charité, das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und das Max Delbrück Center. Das gemeinsame Ziel: modernste klinische Krebsforschung in Deutschland nachhaltig voranbringen und damit die Behandlung und Lebensqualität von Krebspatient*innen immer weiter verbessern.

Spitzenforschung und Versorgung unter einem Dach

Professor Ulrich Keilholz, Leiter des Charité Comprehensive Cancer Center (CCCC) und Koordinator des Berliner NCT-Antrags, freut sich über diesen Schritt: „Die Charité gewährleistet bereits heute mit seinem CCCC die umfassende Versorgung von Patientinnen und Patienten und führt klinische und translationale Krebsforschung durch. Jeder Patient und jede Patientin erhält einen individuellen Behandlungsplan, der in einem interdisziplinären Team optimiert entwickelt wird. Zusätzlich ermöglichen wir die Teilnahme an klinischen Studien. Als künftiger NCT-Standort Berlin werden wir noch erfolgreicher forschen und behandeln können und unsere Expertise weiter ausbauen.“

Mitkoordinatorin Professorin Angelika Eggert leitet die Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie an der Charité und ist Berliner Standortsprecherin im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK). Sie erforscht mit ihrem Team neue molekular gezielte Therapien und Immuntherapien speziell für krebskranke Kinder. „Das körpereigene Immunsystem spielt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Krebs. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort in Berlin konnten wir entscheidende Fortschritte erzielen. Gerade bei den doch eher seltenen Krebsfällen im Kindesalter werden wir sehr von der deutschlandweiten Zusammenarbeit mit den anderen NCT-Standorten profitieren." Ebenfalls federführend beteiligt ist Professor Lars Bullinger, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie am Campus Virchowklinikum. „Wir freuen uns über die Möglichkeit, zukünftig in einem neuen NCT-Gebäude Spitzenforschung, modernste Patientenversorgung und direkte Kontakte mit Patientenvertretern unter ein Dach zu bringen.“ 

BIH-Chair für Klinisch Translationale Medizin Professor Christof von Kalle leitet das Klinische Studienzentrum von BIH und Charité. Bevor er nach Berlin wechselte, hatte er in Heidelberg das dortige NCT mitgegründet und über zehn Jahre geleitet. Auch er hat das Konzept für den NCT-Standort Berlin mitentwickelt. „Aus meiner langjährigen NCT-Erfahrung in Heidelberg weiß ich, wie entscheidend die enge Verzahnung von Forschung und Klinik, aber auch die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen im Kampf gegen den Krebs sind. Gleichzeitig müssen wir auch die Digitalisierung noch weiter vorantreiben, damit die vielen Daten, die in der Forschung und bei der Behandlung von tausenden Krebspatienten anfallen, den größtmöglichen Nutzen entfalten können. Als NCT-Standort Berlin können wir diese Herausforderungen meistern.“

Das Konzept: Zellbasierte Krebsmedizin

Das Max Delbrück Center gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Seine Wissenschaftler*innen untersuchen mit neuesten Technologien die molekularen Grundlagen von Krankheit und Gesundheit, um so der Medizin der Zukunft den Weg zu bereiten. In der Krebsmedizin entwickeln sie unter anderem neue Immuntherapien: Die CAR-T-Zelltherapien von Dr. Uta Höpken und ihren Kolleg*innen werden bereits an der Charité klinisch erprobt, hinzu kommt umfassende Expertise zu T-Zell-Therapien gegen solide Tumoren. Zudem werden innovative Schlüsseltechnologien wie die 3D-Einzelzell-Analyse, Proteomik und Metabolomik mit Hilfe künstlicher Intelligenz in neue medizinische Konzepte umgesetzt.

Professorin Maike Sander, Wissenschaftliche Vorständin des Max Delbrück Center, freut sich ebenfalls sehr über die Förderung. „Berlin wird ein exzellenter Standort für das erweiterte Nationale Centrum für Tumorerkrankungen: Hier kommt alles perfekt zusammen. Für uns am Max Delbrück Center bedeutet das, dass wir unsere Forschung und Expertise auf dem Gebiet der Immuntherapie, der Krebsentstehung und der zellbasierten Krebsmedizin weiter vorantreiben können. Und durch die enge Zusammenarbeit mit der Charité und dem BIH möchten wir unsere Erkenntnisse möglichst schnell zu den Patientinnen und Patienten bringen. Es geht um die personalisierte Onkologie der Zukunft.“

Die einzigartige Expertise der drei Kooperationspartner macht Berlin vor allem zu einem international herausragenden Standort für Systemmedizin und klinisch angewandte Einzelzell-Technologien. Auf der Basis dieser Erfolge hat Professor Nikolaus Rajewsky, Direktor des Berliner Instituts für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center (MDC-BIMSB), gemeinsam mit dem klinischen NCT-Team ein wegweisendes zukünftiges Konzept zellbasierter Krebsmedizin entwickelt. Die Innovationen am NCT umfassen dabei neben den klinischen Programmen drei wesentliche Themen: Präzisionsonkologie, zelluläre Immuntherapie und digitale Medizin.

55.000 neu diagnostizierte Krebsfälle pro Jahr

Das CCCC koordiniert den Aufbau des NCT-Partnerstandortes Berlin. Alle relevanten Fachgebiete der Krebsmedizin und Patientensprecher*innen sind dabei im Lenkungsausschuss des NCT Berlin vertreten. Ein eigenes Gebäude ist auf dem zukünftigen klinischen Forschungscampus am Charité Campus Virchow-Klinikum geplant. Hier sollen modernste Forschungslabore, eine Ambulanz sowie ein Informationszentrum für Krebspatientinnen und -patienten entstehen. Das BIH Charité Clinician Scientist Programm sowie zahlreiche andere Weiterbildungsmöglichkeiten machen Berlin zu einem attraktiven Standort für die Rekrutierung junger Talente in der Krebsforschung. Neben der Hauptstadt wird sich der Einzugsbereich des NCT Berlin mit der Bevölkerung Berlins, Brandenburgs und Sachsen-Anhalts von insgesamt 8,6 Millionen Einwohnern auf etwa ein Zehntel Deutschlands erstrecken, mit erwartet mehr als 55.000 neu diagnostizierten Krebsfällen pro Jahr.

Das nun erweiterte NCT wird nachhaltige gemeinsame Forschungs- und Kooperationsstrukturen aufbauen. Es bündelt die vorhandenen nationalen Potenziale und schafft dadurch Synergien, die die Übertragung von Innovationen in die Patientenversorgung, das Gesundheitssystem, die Wirtschaft und die Gesellschaft vorantreiben. Nur durch die bedeutende Investition des BMBF ist es möglich, dieses „one NCT“ Vorhaben zu realisieren. Im Endausbau wird das erweiterte NCT mit insgesamt rund 100 Millionen Euro pro Jahr vom BMBF und vom jeweiligen Bundesland im Verhältnis 90 zu 10 finanziert. Darüber hinaus ermöglichen es die Sitzländer durch ihre Finanzierung, an jedem der vier neuen Standorte ein patientenorientiertes NCT-Gebäude zu errichten.

Über das NCT

Mit der Gründung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg als gemeinsame Einrichtung schufen das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) und die Deutsche Krebshilfe im Jahre 2003 das erste Comprehensive Cancer Center Deutschlands. Ziel des NCT ist es, vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung möglichst schnell in die Klinik zu übertragen und damit den Patienten zugutekommen zu lassen. Dies gilt sowohl für die Diagnose als auch die Behandlung, in der Nachsorge oder der Prävention. Die Tumorambulanz ist das Herzstück des NCT. Hier profitieren die Patienten von einem individuellen Therapieplan, den die fachübergreifenden Expertenrunden, die sogenannten Tumorboards, erstellen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet den Zugang zu innovativen Therapien. Das NCT ist somit eine richtungsweisende Plattform zur Übertragung neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Klinik. Das NCT kooperiert mit Selbsthilfegruppen und unterstützt diese in ihrer Arbeit.

Im Herbst 2020 hatte das BMBF auf der Grundlage der Empfehlung eines internationalen Expertengremiums vier neue Standorte für die NCT-Erweiterung ausgewählt. Anschließend haben das DKFZ sowie die beiden bestehenden und alle neuen Standorte ein umfassendes gemeinsames Strategiekonzept und einen ergänzenden Implementierungsplan erarbeitet. An der Konzeptentwicklung war eine Vielzahl an führenden Wissenschaftler*innen, Onkolog*innen aller Fachrichtungen sowie Patientenvertreter*innen aller Standorte beteiligt. Eine abschließende internationale Begutachtung bestätigte die gemeinsame Strategie und deren Umsetzungsplan, so dass das BMBF nun den Startschuss für den Aufbau der neuen Standorte und der deutschlandweiten Zusammenarbeit im erweiterten NCT gegeben hat.

Über das DKFZ

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.

Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs

Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Das Max Delbrück Center

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (Max Delbrück Center) gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 70 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organ-übergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das Max Delbrück Center fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am Max Delbrück Center arbeiten 1800 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete Max Delbrück Center zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin.

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung der Charité, des BIH und des Max Delbrück Center
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