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Wenn Krankheiten im Darm beginnen

01.06.2023 / Wie sich Entzündungen der Darmschleimhaut auf die Blutgefäße auswirken, untersucht jetzt ein Berliner Team um den ECRC-Forscher Dominik N. Müller. Für die Studie sucht das Team noch Interessent*innen – etwa mit entzündlichen Darmerkrankungen, Multipler Sklerose, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus.

Mikroskopische Aufnahme der Darmschleimhaut: Die Blutgefäße sind rot dargestellt, die T-Zellen sind türkis. Foto: René Hägerling, BIH/Charité
Mikroskopische Aufnahme der Darmschleimhaut: Die Blutgefäße sind rot dargestellt, die T-Zellen sind türkis. Foto: René Hägerling, BIH/Charité

Im Darm ist viel los: Mehr als 1.000 Bakterienarten helfen bei der Verdauung, produzieren Botenstoffe für andere Organe und unterstützen das Immunsystem. Gerät die komplexe Lebensgemeinschaft namens Darm-Mikrobiom aus dem Gleichgewicht, können chronisch entzündliche Darmerkrankungen und wahrscheinlich Stoffwechselstörungen, entzündliche Erkrankungen des Nervensystems sowie Gefäßkrankheiten entstehen. Schon vor 2.500 Jahren sagte Hippokrates: Alle Krankheiten beginnen im Dar

Das Zusammenspiel zwischen Entzündungen der Darmschleimhaut und der Funktion der Blutgefäße untersucht jetzt ein Team aus Berliner Grundlagen-, Computer- und klinischen Wissenschaftler*innen in der InFlame-Studie. Beteiligt sind das Experimental and Clinical Research Center (ECRC), die Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin (Campus Benjamin Franklin), das Max Delbrück Center und das Berlin Institute of Health (BIH). Das ECRC ist eine gemeinsame Einrichtung des Max Delbrück Center und der Charité. Das Hauptaugenmerk der Forschenden liegt auf Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa, Multipler Sklerose, Bluthochdruck und Diabetes mellitus.

3D-Atlas der Darmschleimhaut

Das Team sucht noch Interessent*innen für die Studie, die im März 2023 begonnen hat. Insgesamt wollen die Forscher*innen mindestens 30 Männer und 30 Frauen zu jedem Krankheitsbild sowie gesunde Proband*innen als Kontrollen rekrutieren. Zunächst werden ihnen im Rahmen einer Darmspiegelung kleine Proben aus der Darmschleimhaut entnommen. Diese werden von Dr. Lea-Maxie Haag und weiteren Mitgliedern aus der Arbeitsgruppe von Professorin Britta Siegmund, Charité, untersucht. Dr. Kristin Kräker aus der Arbeitsgruppe „Hypertonie-vermittelter Endorganschaden“ von Professor Dominik N. Müller und Professor Ralf Dechend am ECRC untersucht die Herz- und Gefäßfunktion sowie den Stoffwechsel der Studienteilnehmer*innen in enger Zusammenarbeit mit Dr. Michael Boschmann und Dr. Edyta Blaszczyk (ECRC). Bei allen Studienteilnehmer*innen wiederholen sie diese Untersuchungen nach sechs, zwölf und 24 Monaten.

Weitere Forscher*innen um René Hägerling (BIH/Charité) erstellen dreidimensionale Schnittbilder aus den Proben. „So entsteht ein räumlicher Atlas des jeweiligen Schleimhautmikrobioms“, sagt Dominik N. Müller. „Wir wollen herausfinden, wo genau der Darm entzündet ist und wie sich die Entzündungen auf die Gefäßfunktion auswirken.“ Den Forschenden geht es um die Mechanismen, die die Krankheiten auslösen. Und sie wollen die Therapien verbessern. „Warum wirken Medikamente zum Beispiel bei manchen Patient*innen und bei anderen nicht“, fragt Kristin Kräker. „Bisher basieren die Entscheidungen für eine Therapie nicht auf genauen Messungen des Darmmikrobioms und deren Produkten. Wir glauben, dass es besser – gezielter geht, wenn wir diese ‚Black Box‘ beleuchten“, sagt Dominik N. Müller.

Für die InFlame-Studie werden noch Teilnehmer*innen gesucht. Interessent*innen mit und ohne einer der im Text genannten Erkrankungen können sich per E-Mail melden unter: inflame@charite.de

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (Max Delbrück Center) gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 70 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organ-übergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das Max Delbrück Center fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am Max Delbrück Center arbeiten 1800 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete Max Delbrück Center zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin.

Quelle: Pressemitteilung Max Delbrück Center
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