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Ein Ausflug in die Forschung

11.09.2023 / Laborkittel an, Augen und Ohren auf – die Experimente im Gläsernen Labor ziehen regelmäßig Schüler*innen in ihren Bann. Dank einer Spendenaktion am Max Delbrück Center war nun eine Gruppe sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher aus Marzahn-Mitte zu Besuch.

Foto: Felix Petermann
Foto: Felix Petermann

Emilio will Forscher werden. Reptilienforscher. Er hat drei Geckos und eine Schildkröte, und damit er sich später in der Wissenschaft gut zurechtfindet, will er in der Oberstufe Latein lernen. Der Besuch im Gläsernen Labor auf dem Campus Berlin-Buch kommt da gerade recht. Sein Freund Damian hatte ihn gefragt, ob er mitkommen wolle. „Er hat gesagt, dass wir aus unserer Spucke unsere DNA herausholen. Das klang interessant“, sagt der Siebtklässler.

Ein Labortag für 48 Kinder und Jugendliche

Emilio und Damian gehören zu 16 Kindern im Alter zwischen sieben und 14 Jahren aus der Jugendfreizeiteinrichtung FAIR (JFE FAIR), die der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg in Marzahn-Mitte betreibt. Mitarbeitende des Max Delbrück Center hatten für ihren Laborbesuch gespendet. „Unglaubliche 1.495 Euro sind dabei zusammengekommen – das Doppelte unseres Spendenziels“, freut sich Feraye Kocaoglu. Sie ist Assistentin mehrerer Forschungsgruppen am Max Delbrück Center und kümmert sich regelmäßig gemeinsam mit Victoria Malchin, Objektverantworliche des BIMSB um Spendenaktionen. Für das Geld können zwei Kindergruppen – eine aus der JFE FAIR sowie eine weitere aus dem Kinderheim des Elisabethstiftes – im Gläsernen Labor kostenlos in die Wissenschaft hineinschnuppern. Eigentlich kostet ein Tag pro Kind 30 Euro. 

Geld, das viele Familien nicht übrighaben. Etwa 200 Kinder verbringen ihre Freizeit regelmäßig im JFE FAIR, können dort Hausaufgaben machen, ein Instrument lernen, Theater spielen, basteln oder Sport treiben. Viele von ihnen stammen aus sozial benachteiligten Familien, kommen nur selten aus ihrem Kiez heraus. Das Max Delbrück Center spendet seit Jahren Weihnachtsgeschenke an den Elisabethstift und seit zwei Jahren an den Humanistischen Verband. Als Feraye Kocaoglu und Victoria Malchin im vergangenen Jahr die Geschenke persönlich in der JFE FAIR überbracht haben, fassten sie den Entschluss, den Kindern einen Besuch im Gläsernen Labor zu ermöglichen. Mithilfe des Freundeskreises des Max Delbrück Centers organisierten sie eine Spendenaktion.

Seifenblasen und DNA-Stränge

„Wir freuen uns sehr über die Einladung“, sagt Anika Schmidt, die die JFE FAIR leitet. Für die Kinder sei das eine tolle Abwechslung, schon die S-Bahn-Fahrt von Marzahn nach Buch sei ein großes Abenteuer gewesen. „Wir lernen die Kinder hier von einer ganz neuen Seite kennen, bekommen einen Eindruck davon, wie sie sich in einer Schulsituation verhalten“, sagt die Sozialpädagogin. Die Kleineren, zwischen sechs und neun Jahren alt, experimentieren begeistert mit Luft, Wasser und Seifenblasen. Einer der Höhepunkte ist ein Tornado in der Cola-Flasche: Kursleiterin Ilona Kurth nimmt dafür zwei leere Cola-Flaschen, füllt eine davon mit Wasser, schraubt die Flaschen mit einem speziellen Verschluss aneinander, und stellt sie mit der gefüllten Flasche nach oben ab. Nun tröpfelt das Wasser von oben nach unten, Luftblasen steigen auf und bilden einen Wirbel, der sich immer schneller dreht, bis schließlich ein Mini-Tornado in der Flasche tobt. 

Die Großen – zehn bis 14 Jahre alt – zerteilen unterdessen unter Anleitung von Laborleiterin Claudia Jacob eine Zwiebel, schieben das Häutchen unters Mikroskop, zeichnen hochkonzentriert eine Zwiebelzelle ab. Als nächstes streichen sie mit einem Wattestäbchen über die Innenseiten ihrer Wangen, tupfen die Feuchtigkeit auf die gläsernen Objektträger und schieben sie ebenfalls unters Mikroskop. Dort entdecken sie viel mehr als Spucke, nämlich auch Zellen aus ihrer Mundschleimhaut. Auch diese zeichnen sie ab und vergleichen sie mit der Zwiebelzelle. Irgendwie scheint eine tierische Zelle unspektakulärer zu sein, so ganz ohne Zellwand, Vakuolen und Chloroplasten. Aber im Kern, verrät ihnen Claudia Jacob, schlummert bei der Zwiebel wie auch bei ihnen selbst die Erbinformation. „Die DNA isolieren wir nach der Pause. Aber dafür nehmen wir eine Pflaume“, kündigt die Biologin an. Also nicht aus den eigenen Körperzellen, bemerkt Emilio. Trotzdem spannend. Die Forschungskarriere wird immer verlockender.

Text: Jana Ehrhardt-Joswig

Quelle: Max Delbrück Center
Ein Ausflug in die Forschung

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